Shuji Katsura : Unterrichtskultur an japanischen Schulen als Basis des Fremdsrpachenlernens, --- Aus Unterrichtsbeobachtungen an einer Oberschule ---, Neue Beiträge zur Germanistik, Vol.3, No.4, 101-118, 2004.
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Shuji Katsura : Lernunterstützung mit dem Computer im Kontext des Deutschunterrichts in Japan, Pädagogische Interaktion und interkulturelles Lernen im Deutschunterricht, 179-191, 2002.
Heute noch gilt der Musiker und Komponist Ernst Rudorff (1840-1914) als Gründer der Heimatschutzbewegung in Deutschland und der Begriff „Heimatschutz" geht auf seinen in der Zeitschrift „Grenzboten" (1897) veröffentlichten Aufsatz zurück. Stilistisch dürfte der Heimatschutz-Diskurs aber - die überwiegend ästhetische und oft ästhetisierende Wahrnehmung der Natur- und Kulturlandschaft und der Appell zu deren Schutz aus moralisch-völkischer Weltsicht - den heutigen Leser nicht wenig irritieren. Mit dieser Arbeit sollen der Übersetzung von Rudorffs „Heimatschutz" (Japanisch) einige Überlegungen zum Diskurs über Heimatschutz bei Rudorff vorangestellt werden. Dabei wird versucht, die historische Relevanz dieser Veröffentlichung unter Bezugnahme auf den zeitgenössischen Kontext zu erschließen und seinen Standpunkt zum Heimatschutz in Bezug auf die ihm oft zugeschriebene romantische und antimodernistische Haltung zu taxieren. Zugleich wird in seinem Text auf die Ambivalenz des ästhetischen Genusses der Landschaft und deren Schutz aus praktischer Perspektive hingewiesen.
In Deutschland hat die Kultusministerkonferenz(KMK) zwischen 2002 und 2004 fürdie gymnasiale Oberstufe eine Überarbeitung der Einheitlichen Prüfungsanforderungen(EPA)vofgenommen.Auch für das Fach Deutsch folgen die revidierten EPA(2002)wie die Bildungsstandards(2003)einem stärker funktionalistischen Bildungskonzeptund legen besonderen Wert auf die Erreichung von Grundkompetenzen.Im Kontext dieser kompetenzorientierten Bestrebung der Qualitätssicherung im FachDeutsch stellt Lyrik eine eigenartige läßt.Die Erschließung einer Lyrik erfordert z.B.im großen Unterschied zu Sachtexten intensivere und feinere Betrachtung derensprachlichen Ausdrücke. Der Lesende muß versuchen, von der Analyse des Textes ausgehendunter Einbeziehung des Vorwissens aus verschiedenen Bereichen seinen Sinnin einem kommunikativen Akt zwischen Leser und Text zu erschließen.In dieser Arbeit wird versucht,anhand einem konkreten Aufgabenbeispiel mit demGedicht von Eichendorff und Erich Fried die neue Perspektive,die die Kompetenzorientierungder EPA eröffnet,und deren Problematik zu erörtern.In EPA bilden überwiegend Orientierungswissen und Methode der Textanalyse alsVoraussetzungen zur gelingenden bzw.adäquaten Textserschließung einen wesentlichenAspekt der zu erreichenden Kompetenzen aus.Ein Problem bzw.eine Schwierigkeitim Umgang mit Lyriktexten liegt einerseits darin,daß das bei der leserseitigenInterpretation einer Lyrik wirkende Wissen oft über das im Unterricht behandelteliteraturgeschichtliche oder literaturtheoretische Orientierungswissen weit hinausgeht.Andererseits geht es darum,wie der motivationale Aspekt des Lesens wie persönlicher Bezugnahme des Lesers mit Texten bzw.Stellungnahme und Gefühlsentwicklung,dieim Leseprozeß eine wesentliche Rolle spielt,ins System der Kompetenzen zu integrieren ist.
Seit dem PISA findet in vielen Bundeslandern Umstellung des Abiturs auf eine landesweite Zentralpriifung statt, die die Objektivierung und Vergleichbarkeit der Schiilerleistungen mit sich bringen soil. In dieser Arbeit wird am Beispiel der ersten zentralen Abiturprufung in Nordrhein-Westfalen im Fach Deutsch Problemen um Aufgabenstellung und Bewertung der Interpretationsleistung nachgegangen. Beim Abitur im Fach Deutsch stellen die Aufgaben im allgemeinen komlexe Fragen dar, wie Interpretieren Sie den Text.... Die Pruflingen mussen die Aufgabe selber differenziert erortern und ihre Interpretation des Textes als Produkt argumentativ gestalten. Es geht da um Aufgaben, die eine eigenstandige Konzeptions- und Strukturierungsleistung verlangen und zugleich den Spielraum individueller TexterschlieBung und Darstellung bieten sollen. Literarische Texte sollen durch ihre strukturelle Mehrdeutigkeit den Freiraum fur Interpretation durch das Schulersubjekt bieten. Diese Aufgabe setzt voraus, daB die Pruflinge die thematischen Inhalte schon kennen und Erfahrungen in der analytischen Behandlung der Texte hinter sich haben. Besonders im Kontrast zur japanischen laBt sich hier eine eigenartige Prufungskultur des Deutschunterrichts in der Bundesrepublik sehen. Andererseits geht es beim Zentralabitur zunehmend um kriteriengeleitete Bewertung und Vergleichbarkeit der Interpretationsleistung der Schuler. Z.B. wird in Nordrhein-Westfalen den Korrektoren ein Kriterienkatalog fur die Bewertung der Schulerarbeiten angeboten. Hier sind zwei hochst gegenlaufige Orientierungen zu sehen, die sich offenbar schwerlich integrieren lassen: eigenstandige Textinterpretation von Schulern und deren normierte Bewertung. Der Versuche, die Abiturprufungen zu standardisieren und Objektivierung und Vergleichbarkeit der Schulerleistung zu realisieren, wirft eine wesentliche Frage der Evaluation auf, die universal fur Muttersprachenunterricht gilt: Ob und wie die Leistung der eigenstandigen Interpretation der literarischen Texte uberhaupt normieren.
In der Diskussion der Didaktik der politischen Bildung in Deutschland gilt die Handlungsorientierung als eines der wichtigsten Prinzipien der Unterrichtsgestaltung. Wie der handlungsorientierte Politikunterricht in der Praxis aussieht und welche Bedeutung er fur die Schuler haben wird, muβ aber erst durch empirische Unterrichtsbeobachtung untersucht werden. In dieser Arbeit wird versucht, eine Unterrichtsstunde der Politik (11. Klasse) zum Thema Lean-Production an einem Gymnasium in Luneburg durch Video-Aufnahme und Transkription der Schulerauβerungen wiederzugeben und deren Ablauf in Hinsicht der Handlungsorientierung zu analysieren. Aus der Perspektive der kulturvergleichenden Untersuchung der Bildungssituation ist nicht nur was -Themen, Lernstoffe des Unterrichts, sondern vor allem wie -Lern- und Lehrmethode von groβem Interesse. Die empirische Forschung in diesem Bereich kann einen wichtigen Beitrag zur Diskussion uber die Bildung in Japan und in Deutschland leisten. Diese Arbeit soil ein Schritt dazu darstellen.
Heute tragen viele Lehrwerke oder Kursbeschreibungen fur Deutsch als Fremdsprache Zusatze wie kommunikative... oder ....fur. Kommunikation. Der sog. kommunikationsorientierte Unterricht fuhrt aber nicht zur kommunikativen Handlungskompetenz des Lerners und der Begriff Kommunikation wird da oft trivialisiert, wenn im Unterricht das Lernprozeβ nicht mit sprachlichen Handlungszusammenhangen in Verbindung gebracht wird. In dieser Arbeit wird diskutiert uber die theoretische Grundlage des handlungsorientierten Fremsprachenlernens und uber deren Umsetzung in die unterrichtliche Praxis. In der Diskussion uber den handlungsorientierten Fremdsprachenunterricht handelt es sich um eine Umstellung des traditionellen Modells der lehrerzentrierten Wissensubertragung auf das Modell des Wissenserwerbs vom Lerner in Verbindung mit seinem Vorwissen. Der Lerner wird nicht mehr als passiver Rezipient der Sprachformen angesehen, sondern soil als aktiver und kreativer Benutzer der Sprache in den Unterricht integriert werden. Das Fremdsprachenlernen findet nicht nur als Vorbereitung auf Anwendung in der Zukunft statt, sondern es soll zur Erweiterung der kommuikativen Wahrnehmungs- und Handlungskompetenz von hier und jetzt fuhren. Der Lerner soll zum autonomen Lernen auch nach dem Unterricht und auβerhalb des Klassenzimmers befahigt werden. Die Rolle des Lehrers wird daher in der Aufgabe als Facilitator des Lernprozesses und Managers der reichen Lernumgebung gesehen. Die Aufgaben fur Lernenden sollen hier die Unterstutzung fur sprachliche und kommunikative Wahrnehmung leisten. Es gibt in der Situation des Deutschunterrichts in Japan sehr viele restriktive Faktoren fur die Realisierung des handlungsorientierten Fremdsprachenunterrichts. Unterrichtsbedingungen wie groβe Klassenstarke und wenige Unterrichtsstunden lassen sich nicht leicht verbessern. Es ist extrem schwierig, den Widerspruch zu uberwinden, daβ Kommunikation, die prinzipiell mit individueller Absicht und einzelnen Situationen verbunden ist, in Groβgurppen unter einer einheitlichen Zielsetzung an einem Thema gelernt wird. Hanldungsorientiertes Lernen ist den Lernern an japanischen Universitaten oft noch ungewohnt. Unter diesen Unterrichtsbedingungen lassen sich fur die Annaherung auf handlungsorientiertes Fremdsprachenlernen folgende Punkte vorschlagen. 1. Wir sollen von der realen Analyse der hindernden Faktoren fur handlungsorientierten Fremdsprachenunterricht ausgehen und versuchen, die Unterrichtspraxis dem Ziel der kommunikativen Handlungen anzunahern. 2. Es versteht sich, daβ Lerner im Anfangerstufe zunachst sehr stark auf die Hilfe des Lehrers angewisen sind. Auf das Ziel der selbstandigen Lernfahigkeit hin sollen die Aufgaben mit passenden Risikostufen dosiert werden. Im Unterricht soll der Lerner auf seine Lernprozesse und seine Lernziele hin sensibilisiert und dazu befahigt werden, sein eigenens Lernen selbstandig zu bewerten. 3. Im Unterricht sollen die Informationsgefalle bzw. unterschiedliche Wahrnehmungen oder Meinungen aus verschiedenen Erfahrungen unter den Lernern ernst genommen werden. Kommunikative Aktivitat soll nicht nach dem Unterircht oder auβerhalb des Unterrichts, sondern gerade im Unterricht stattfinden. Fur Lerner mit wenigen Kontaktmoglichkeiten mit Muttersprachlern lassen sich z. B. Prasentation in der Zielsprache, E-Mail-Tandem als Chance der Kommunikationspraxis einbeziehen. 4. Der Einsatz des Computers stellt da eine aussichtsreiche Mittel zur handlungsorientierten Fremdsrpachenlerenen dar. Im Unterricht kann sich der Anteil der kommunikativen und kreativen Aktivitaten der Lernenden zunehmen, wenn formale Einubungen der grammatischen Kenntnisse mit dem Computer einzel gemacht werden. Mit dem Computer kann auch wichtige Hilfe fur Sprachaufnahme von Lernern angeboten werden. Sie durfen z. B. auf dem Bildschirm die Videosequenzen oder Stillbilder je nach dem Verstandnis per Anclicken wiederholt ansehen und die mit ihnen verbundene Texte anhoren. Es wird auf dem Bildschirm je nach Bedarf eine Verstandnishilfe angeboten, die man per Mouseclicken abrufen kann. Am Ende wird an zwei Fallbeispielen aus der Praxis an der Universitat Tokushima Moglichkeiten und Probleme des handlungsorientierten Deutschunterrichts praxisbezogen untersucht. In beiden Fallen wird versucht, im Unterricht kommunikative Hanldungsraume fur Lernenden zu schaffen. 1) Unterricht zum Thema Naturschutz: Arbeit mit Video (Computer), landeskundliche Recherche von Lernern in ihrer Lebenswelt und Erstellung einer Collage. 2) Unterricht zum Thema Fahrrad in der Stadt: Arbeit mit authentischen Texten (Jugendmagazin und Web-Site im Internet- Kaleidoskop vom Goethe-Institut Munchen), landeskundliche Recherche von Lernern in ihrer Lebenswelt und E-Mail uber das Thema.
Bei vielen Deutschlernenden in Japan ist es festzusetellen, daβ die Schwierigkeit der phonetischen Wahrnehmung des Deutschen oft zur Schwierigkeit der Teilenahme an Kommunikation fuhrt. In dieser Arbeit wird ein Versuch des Phonetikunterrichts mit Computer und Sprachlabor dargestellt, der durch die Beseitigung der phonetischen Unsicherheit beim Horen und Sprechen eine Vorentlastung zum kommunikativen Unterricht leisten soll. Die Arbeit mit Computer findet da nur in einem Teil des Unerrichts statt und wird da nicht als eine eigenstandige Unerrichtseinheit verstanden, sondern in einen kommunikationsorienterten Unterricht integriert. Es handelt sich hier nicht darum, ein eigenstandiges Lehrmaterialienpaket anzubieten, sondern aufgrund einer empirischen Analyse der phonetischen Lernschwierigkeiten bei den Lernern adaquate Lernmaterialien gezielt einzusetzen. Bei der Arbeit wird der Lernende gefordert, auf den Ton-die vom Kopfhorer zu horende Worter, Satze usw. -durch das Klicken der Maus passende Antwort zu geben, genannte Objekte anzuklicken oder die Reihenfolge der ausgesprochenen Worter zu beantworten. Daran schlieβen sich die Ubungen zur Bewuβtmachung der Aussprache an: Fragen zu Vokalen (lang oder kurz?), zum Akzent (in der ersten Silbe oder in den anderen?). Bei der Phontikarbeit mit Computer handelt es sich um die Schulung der rezeptiven Fertigkeit der kontrastiven Wahrnehmung der deutschen Aussprache, die eine der wichtigsten Voraussetzungen fur die globale Verstehensleistung und produktive Aussprechfertigkeit bildet. Diese Arbeit macht die anschlieβlich angebotenen produktiven Aussprechubungen mit dem Gerat des Sprachlabors effektiver. Es laβt sich im kommunikativen Unterricht eine positive Auswirkung dieser Arbeit mit Computer feststellen: Die Studenten reagieren in der kommnikativen Ubungen wesentlich mehr entspannt und selbstsicher.